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Los Cedros - einer der letzten echten Nebelwälder Ecuadors

Autorenbild: Markus MayerMarkus Mayer

Da uns der berühmte Markt in Otavallo mit seinen Synthetikprodukten nicht beeindruckte, verließen wir die Stadt früher als geplant Richtung Mindo, weil wir von dort aus den Nebelwald erkunden wollten. Unser schlaues Buch beschrieb eine Alternativroute, über das Intagvalley. Alle Touristeninformationen konnten uns über diese Verbindung nichts sagen, trotzdem verkaufte uns die Schalterdame am Busbahnhof ein Ticket nach Chontal, wo wir laut ihr umsteigen sollten.

Am nächsten Morgen ging es - voll gepackt mit sieben Sachen, die das Leben schöner machen - hinein ins weekend feeling! Bei der Suche nach dem richtigen Bus fiel uns auf, dass uns die Leute neugierig betrachteten und sich wunderten, warum wir in diese Gegend wollten. Ein einziger anderer Tourist stand ebenfalls hier herum. Als wir auf die Abfahrt des Bus warteten, eine Zigarette rauchten und mit Jose, dem etwas älteren Herrn, ins Gespräch kamen, stellte sich heraus, dass er ursprünglich aus Amerika kam, aber mittlerweile im Nebelwald wohnte. Vor ca. 30 Jahren wurde seine Hippiekommune in Kolumbien wegen der instabilen Lage aufgelöst. Er kam hierher um den Nebelwald zu schützen, und er ist geblieben.

Während unserer vielen Fragen zu dem Gebiet, lud er uns ein, dorthin mitzukommen. Er müsste es aber sofort wissen, damit er früh genug Gummistiefel und ein weiteres Maultier für uns organisieren kann. Nach dem Motto „never plan a trip“ freuten wir uns über die spontane Änderung unserer Reise.

Die Busfahrt über den knapp 3.500 Meter hohen Pass dauerte doppelt so lange wie angegeben, bis wir unten in einem kleinen Dorf ankamen. Auf Joses Rat kauften wir noch eine Flasche Rum bei der Dame von Nebenan und schon ging es auf der Pritsche eines 4x4 Jeep weiter, hinein in Nebelwald.

Mitten auf der Forststraße blieben wir stehen, unsere Rucksäcke wurden auf die Maultiere gebunden, wir mit Gummistiefeln bestückt und weiter ging es, zu Fuß auf dem matschigen Pfad rund 600 Höhenmeter hinauf ins Ungewisse. „Und dort oben soll irgendwo etwas sein?“ Nach knapp eineinhalb schweißtreibenden, matschigen Stunden kamen wir dreckig von oben bis unten in Indiana Jones Hauptquartier an.

Wir fanden uns auf einer gigantischen, mit Blättern verwachsenen Veranda, mit wunderbar großen Mahagoni-Tischen wieder, während Jose uns den ersten Dschungel-Kaffee kochte.

Als er uns zu einem weiter unten liegenden Holzhaus brachte, uns das riesige Zimmer mit Nebelwaldblick und die heiße Outdoordusche zeigte, war der Tag perfekt. Zu Abend gab es noch ein leckere selbstgemachte Pizza von Jose und ein, zwei oder vielleicht auch drei Rum und ab ging es in die „Heitschi bum Beitschi“.

Ausgeschlafen erwartete uns bereits das Frühstück und ein Lunchpaket für den ersten Ausflug. Auf Los Cedros gibt es nur All Inclusive! Da es im Nebelwald meist am Nachmittag regnet, riet Jose uns, die Gegend gleich zu erkunden. Dafür bekamen wir die selbstgezeichnete Karte des Gebiets mit all den Trails, die er die vergangenen 30 Jahre angelegt hatte. Instand gehalten werden diese durch die Volunteers. Übrigens - er ist gerade auf der Suche nach Freiwilligen, die ihm bei Renovierungsarbeiten und Anderem behilflich sind, da er zu Fuß nicht mehr der Beste ist.

Auf dem „River Trail“ ging es steil bergab zum Fluss. Auf dem Weg kamen wir an den ersten Orchideen vorbei und blieben alle paar Meter stehen, um den anderen auf etwas aufmerksam zu machen. Lauter kleine Tiere in allen Farben, die buntesten Wälder, die man sich vorstellen kann und dann noch der „Pozo de Miel“ - ein natürlicher Pool inmitten des Baches, der zum Nacktschwimmen einlädt - war für uns alles!

Jose lud an unseren letzten Tag noch einen Bekannten ein, der in diesem Gebiet forscht und uns durch den Wald führen sollte. Wie gesagt, so gemacht, kam am letzten Tag Fausto nach Los Cedros und zeigte uns die wirklichen Schätze. Darunter eine so winzige, aber vollkommene Orchidee, die erst unter der Lupe sichtbar wird, Glasfrösche, wunderschöne Schmetterlinge, Spuren von Schwarzbären und vieles mehr. Apropos Schwarzbären! Anscheinend ist es kein Ammenmärchen, dass diese manchmal nicht mehr von den Baumkronen herunter klettern können. Sie fressen sich zum Teil von den leckeren Früchten so voll, dass sie dann im Baum ausharren müssen und erst nach der Verdauung wieder den Abstieg bewältigen können!

Der letzte Abend war angebrochen und mit Licht vom eigenen kleinen Wasserkraftwerk, ließen wir es mit den beiden Herren, vielen Faltern und den Hauseulen auf dem Baum nochmals richtig krachen.

Schnell noch mit der Motorsäge die umgestürzten Bäume aus dem Weg geräumt, damit die Maultiere unsere Rucksäcke wieder zurück ins Tal transportieren können, machten wir uns nach einem herzlichen „Auf Wiedersehen“ auf in Richtung Tal.

Dieser fünftägige Umweg war ein echtes Highlight auf unserer vier Monate langen Reise in Richtung Ushuaia.

Infos zu Los Cedros unter:http://reservaloscedros.org


 
 
 
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